Fleischmann Qualität für den kleinen Geldbeutel
Die Fleischmann Startserie wurde bereits in der 2.ten Auflage des Katalogs von 1952 und auch als Neuheitenblatt angekündigt. Ursache dieser Entwicklung war dabei, weiteren Bevölkerungsschichten und speziell den Kindern das Spielen mit einer Modelleisenbahn zu einem attraktiven Einstiegspreis zu ermöglichen. Dabei galt es zuerst einmal die Anschaffung eines Trafos zu vermeiden. Immerhin kostete damals der größte elektrische Trafo von Fleischmann so viel wie die größte Dampflok BR01!
Die nun vorgestellte Uhrwerkeisenbahn war so konzipiert, dass rollendes Material und Schienen für eine spätere Elektifizierung weiterverwendet werden konnten, der Einstiegspreis aber sehr attraktiv war. Zum Vergleich: Die oben abgebildete Zugpackung kostete damals komplett DM 12,50 - ein D-Zugwagen der Standardserie aber immerhin schon DM 8,50 oder die kleine Dampflok BR80 schon DM 30,--.
Dabei wurde das Modell der Stromlinienlok St. 24.18 in vereinfachter 2-achsiger Uhrwerkausführung (Kat.-Nr. 1250) und der 2-achsige Personenwagen Ci 28 der DB ( Kat.-Nr. 1200) in dem damals recht neuen Chromlithografieverfahren im Katalog angepriesen. (Im Vergleich dazu wurden die 4-achsigen D-Zugwagen aus Blech noch aufwendiger lackiert und bedruckt). Lok und Wagen erhielten eine einfache Klauenkupplung, die ineinander eingehängt werden mussten. Diese war aber so konzipiert, dass sie auch in die automatischen Kupplungen der teureren Standardmodelle eingehängt werden konnte.
Das Vorbild der Stromlinienlok "Henschel St 24.18" - Kat.-Nr. 1250
Die im Katalog (ab 1953) beschriebene Bezeichnung war bei der deutschen Bahn bis in die 60er Jahre üblich und stammte noch aus der Länderbahnzeit.
St = Schnellzugtenderlok
2 = Anzahl der angetriebenen Achsen
4 = Gesamtzahl der Achsen
18 = Achsdruck in Tonnen.
Somit handelte es sich beim Vorbild um eine Schnellfahrtenderlok, Achsfolge 1 B 1 (oder 2' B oder B 2') , d.h. zwei Treibachsen und 2 Zusatzachsen.
In Frage kam bei der Recherche eigentlich nur eine Lok: Die von der ehemaligen Lübeck-Büchener Eisenbahn (LBE) in drei Exemplaren angeschafften Schnellfahrtenderloks, die von der Firma Henschel geliefert wurden. Sie finden Hinweise zur Vorbildlok und ein entsprechendes Bild der Lok auf den LBE Internetseiten.
Auch bei Wikipedia finden Sie Hinweise zu dieser Lok. Der Vergleich zeigt hier durchaus große Ähnlichkeiten zwischen Vorbild und Modell, trotz der Vereinfachung ohne Vor- und Nachlaufachse wird das Vorbild recht gut getroffen - und das, obwohl es sich primär "nur" um eine Spielzeuglok für Kinder gehandelt hat!
Die Startserie als Sammelgebiet
Da oft für Kinder als Spielzeug angeschafft sind naturgemäß nur wenige Exemplare der Loks und Wagen in neuwertigem Zustand erhalten geblieben. Zudem wurden die Lokgehäuse aus Kostengründen aus Kunststoff gefertigt - oftmals nach vielen Jahren auf Speichern eingemottet heute bananenförmig verzogen oder mit Kratzer / Abbrüchen versehen. Neuwertige Exemplare speziell aus den 50er und frühen 60er Jahre sind selten und durchaus für Sammler interessant.
Die Startserie wurde bereits im Jahr 1953 erweitert - die Uhrwerklok wurde auch als elektrische Variante mit der Kat.-Nr. 1300 bzw. als Zugset 1300/2 angeboten, in diesem Fall aber schon mit der automatischen Standardkupplung. Es genügte ein günstigerer kleinerer Trafo mit geringerer Leistung zum Betrieb. Außerdem wurden auch Güterwagen in chromlithografierter Stahlblechausführung angeboten. Alle Modelle der Startserie begannen mit der Katalognummer 12XX - die Standardversionen dagegen mit 14XX. Eine Ausnahme stellten die beiden mit 4,5V Einfachmotor entwickelten Dampfloks als Tenderlok ähnlich der "T3" mit Kat.-Nr. 1001 und die Schlepptenderlok 4,5V als Kat.-Nr. 1000 dar. Die Startpackungen mit diesen Loks wurden bei Fleischmann auch als sogenannte "Batterie-Bahn" beworben, das sie mit einer damals üblichen 4,5V Taschenlampenbatterie betrieben werden konnten.
Die sicherlich berühmteste Lok der Einfachserie stellt die kleine Tenderdampflok "Anna" dar, (Kat.-Nr. 4000) - diese wurde seit 1971 über drei Jahrzehnte in zahlreichen Startpackungen ausgeliefert.
Ein Auszug von Modellen der Einfachserie:
Bei den Wagen wurde bis 1956 die vereinfachte Ausführung für die Uhrwerkbahn nur mit der normalen Katalognummer angegeben, während die Ausführung mit automatischer Kupplung ein vorangestelltes "A" erhielt. Die Wagen mit der einfachen Klauenkupplung wurden ab 1957 nicht mehr einzeln angeboten sondern nur der grüne Personenwagen 1200, der offene Güterwagen 1205 bzw. der gedeckte Güterwagen 1210 nur noch in Zusammenhang mit einer Zugpackung (mit Uhrwerklok) bis 1961 ausgeliefert. Ab diesem Zeitpunkt hat sich der Käuferwunsch zum üblichen 14V Standardantrieb als elektrische Eisenbahn durchgesetzt. Lediglich eine einzige Uhrwerklok bzw. Zugpackung mit 2 Kipploren konnte sich bis 1978/79 noch im Katalog halten - aber mit automatischer Kupplung. Details zu den Wagenmodellen der Startserie können Sie hier noch nachlesen.
Bis zuletzt wurden immer auch sogenannte Startpackungen als kostengünstiger Einstieg in das Modellbahnhobby angeboten. Die Lok- und Wagenmodelle waren oftmals einfacher in der Lackierung oder es wurden auch bei den Dampflokmodellen Zurüstteile weggelassen bzw. einfachere Steuerungen verwendet. Da doch über die Jahre verschiedene Lok- und Wagenmodelle entstanden sind bietet sich auch hier ein interessantes Sammelgebiet.