Preisfindung nach Alter und Zustand
Aufgrund des hohen Alters der Artikel aus den 50er und 60er Jahren ist erfahrungsgemäß auch sehr viel rollendes Material angeboten, welches im schlechten bzw. stark bespielten Zustand ist und damit bestenfalls noch als Ersatzteilspender geeignet ist.
Angeboten werden gerne auch "geschönte" Modelle - das können Umlackierungen sein oder auch das typische Merkmale bewusst verändert werden, um z.B. eine seltene Version eines Modells vorzutäuschen! Auch können natürlich Teile fehlen, Gehäuse verzogen sein usw.
Einen Sonderfall stellen auch umlackierte Modelle dar, die so original von Fleischmann nie produziert worden sind. Manche dieser gut gemachten Modelle werden immer wieder auch in ebay angeboten und finden auch Sammler, die dieser würdigen. Solche Modelle haben natürlich keinen offiziellen Sammlerwert sondern einen Marktspreis als Einzelstück. Diese werden hier auch nicht weiter berücksichtigt.
Das oben abgebildete Beispiel soll ein typisches Beispiel einer häufig angebotenen "alten" Lok beschreiben: Bespieltes Modell einer BR24, etwa 1957, aber Gestänge fehlt oder der Wagen, ebenfalls starke Spielspuren, Gehäuse verzogen, Metallteile angerostet. Also: Nur Ersatzteil bzw. Schrott, evtentuell auch noch zum Spielen - aber auf jeden Fall kein Sammlerstück! Sowas wäre in dem Zustand also nur wenige Euro Wert - dagegen neuwertig, mit Originalkarton und vielleicht die erste Version des Modells könnte immerhin mehr als € 100,-- erzielt werden. Achten Sie zuallererst also immer auf unbeschädigte Exemplare mit nur minimalen Gebrauchsspuren!
Der Sammlertreff möchte hier einige Tips geben, wie das Alter und der Zustand eines Modells eingeschätzt werden kann. Speziell wer nicht so erfahren ist kann sonst schnell sprichwörtlich viel Lehrgeld zahlen.
Grundsätzlich sollten Sie entscheiden, ob das rollende Material noch auf einer Anlage fahren soll oder es "nur" Vitrinenmodelle zum Betrachten sind: Im ersten Fall wäre es schade bzw. aus Sicht des Anschaffungspreises nicht sinnvoll, Sammlerstücke im neuwertigen Zustand zu erwerben, da i.d.R. zu teuer!
Alterseinschätzung:
- "Stempelung"
Die wichtigste Schnelleinschätzung: Fleischmann begann etwa Anfang 1953 damit, am Wagenboden eine Stempelung als Prüfziffer aufzustempeln. Der erste mir bekannte Stempel betraf die Wagenmodelle von 1953, die den Stempel "B 4/3" erhielten. Ab 1954 wurden auch die Loks gestempelt. Mir bekannt ist z.B. "A 1/4" auf eine Dampflok BR 01 von 1954. Die letzte Ziffer bestimmte das Produktonsjahr.
In der Regel sind viele Modelle nur wenige Jahre oder nur ein Jahrzehnt produziert worden. Modelle, die länger produziert wurden, hatten wiederum andere Merkmale, die dann Aufschluss geben, ob etwas eben 1956 oder 1966 hergestellt wurde. Somit ist das Herstellungsjahr relativ gut zu bestimmen. Die Abbildung zeigt den Stempel "8/6" am Tenderboden einer BR 01 , Kat.-Nr. 1360. (Also von 1956) - Obwohl der Tender bis 1966 an der Nachfolgelok weiterverwendet wurde, würde dieselbe Stempelung dort aufgrund anderer Merkmale, z.B. Farbe nicht hellrot sondern dunkelrot, genietete Plättchen der Drehgestelle schwarz und nicht chromfarben eben auf das Produktionsjahr 1966 deuten.
Erhaltungszustand:
- Chassis (Fahrwerk)
Modelle speziell der frühen 50er Jahre erfuhren über den Produktionszeitraum oftmals technische Verbesserungen. Obwohl viele davon natürlich durch Ummontieren falsche Tatsachen vorgaukeln können sind einige Merkmale doch recht sicher. So gibt z.B. das Fahrwerk einer Lok oft sehr gut Aufschluss, wann sie produziert wurde. Deshalb werden Loks und Wagen gerne auch von unten fotografiert, um z.B. bei ebay eine gute Einschätzung zu ermöglichen. Die Fahrwerke der BR 01, BR 80, E44, aber auch der Ae 3/3 hatten in den Anfangsjahren ein geschlossenes Chassis, später ein offenes Chassis und teilweise verschiedene Varianten an Rädern, die eine Alterseinschätzung ermöglichen. Diese Hinweise sind dann im Sammlertreff Katalog mit aufgeführt.
- Kupplungen, Motoren, Puffer, Zylinderblock der Dampfloks
Auch diese Bauteile erfuhren in den Anfangsjahren eine gewisse Veränderung. So gabe es zuerst die ersten großen Kupplungen und vernickelte, zu kurze Puffer, später kleinere Kupplungen mit Horn und schwarze, vorbildähnlichere Puffer, danach Kupplungen ohne Horn. Aber leider lassen sich alle diese Bauteile wegschrauben bzw. tauschen, so dass sie nicht wirklich zur Altersbestimmung benutzt werden können. Natürlich kann man anhand unverbastelter Modelle durchaus trotzdem auf das Alter schließen - es ist aber eben selbst für den kundigen Sammler kein 100%-iges Bestimmungsmerkmal.
Speziell der Zylinderblock der beiden Loks des Startjahres 1952, d.h. BR 01 1952 (Kat.-Nr. 1360) und BR 80 1952 (Kat.-Nr. 1320) hatten unterschiedliche Ausführungen je nach Baujahr aufzuweisen. Eine Übersicht ist hier bildlich mit aufgeführt. Der Sammlertreff musste leider schon bei manchen Angeboten in ebay feststellen, dass dieses Merkmal getauscht wurde, aus welchen Gründen auch immer!
Panthographen (Dachstromabnehmer) an E-LoksAuch dieses (teilweise austauschbare !) Merkmal kann zur Altersbestimmung herangezogen werden. Interessant ist dabei auch, das die Typen 1 und 2 noch von Fleischmann selber hergestellt wurden, ab Typ 3 die Panthographen meines Wissens nach von der Göppinger Firma Sommerfeldt zugeliefert wurden. Die wesentlichen Typen der Stromabnehmer sind hier zusammengefasst:
1: 1952-1953, (Nur bei E44 1952, Kat.-Nr. 1335) - Panthograph aus gestanztem Blech mit Montageplatte, vernickelt, teilweise bei Exportmodellen bis in das Jahr 1954: Wippe zur Stromabnahme Kupfer, nicht vernickelt
2: 1953, (Nur bei E44 1952, Kat.-Nr. 1335 und Vorserie Ee 3/3, Kat.-Nr. 1330) - wie Typ 1, aber Wippe (oberer Schleifer) zur Stromabnahme Kupfer, und vernickelt
3: 1953-1959, (1335, 1330, 1330 B, 1332 etc.) - Panthograph aus gebogenem festen Draht mit Montageplatte, Wippe einteilig Messing
4: 1957-1963, (Neuentwicklungen ab 1957, z.B. 1333 etc.) - wie Typ 3, aber ohne Montageplatte, Grundgestell aus Draht wird direkt am Dach befestigt (Durchbruch am Dach, Draht umgebogen), Wippe einteilig
5: 1963-2005, wie Typ 4, aber Wippe zur Stromabnahme doppelt. (Wippe zuerst nur Kupfer, später vernickelt)
- Lackierung
Das ist mit das wichtigste Merkmal, um den Wert eines Modells bestimmen zu können. Sammelwürdig ist prinzipiell natürlich immer, was einem selber gefällt. Wenn man aber an einen späteren Wiederverkauf denken möchte, sollte man bedenken, dass sich meist eben nur für neuwertige Modelle auch ein sinnvoller Preis erzielen lassen kann. Damit sollte der Lackierung größte Aufmerksamkeit zukommen : Kratzer, kleine Abplatzer im Lack oder Ausbesserungen mindern den Wert eines solchen Modells.
- Unversehrheit
Fast selbstverständlich: Ein Modell sollte immer komplett und unbeschädigt sein - keine Abbrüche von Treppen, keine beschädigten Panthographen, fehlende oder beschädigte Windleitbleche an Dampfloks etc. Bekannt ist dafür z.B. das Modell der Ae 3/3, Kat.-Nr. 1330: Hier sind oft Modelle mit mindestestens einer abgebrochenen Treppe im Angebot. Das ist ein deutlicher Mangel und sollte preislich berücksichtigt werden!- Laufspuren an den Rädern
Unbenutzte Modelle, d.h. keine oder nur minimale Laufspuren an den Rädern bedeuten einen höheren Preis als wenn das Modell tatsächlich auf der Anlage gelaufen ist. Sammler versuchen meist, den "ladenneuen" Zustand zu bekommen. Gebrauchsspuren mindern dann eben den Preis. Auch hier sollte man entscheiden, ob einem der höhere Wert für "ladenneuen" Zustand gerechtfertigt ist oder man deutlichere Laufspuren an den Rädern zu günstigerem Preis akzeptieren kann.
- Originalkarton
Der Sammler liebt es natürlich, wenn das Modell möglichst noch mit dem damals ausgelieferten Originalkarton und vielleicht auch noch der Bedienungsanleitung daher kommt. Bei manchen Loks ist auch ein gut erhaltener Originalkarton noch einige Euro Wert! Modelle im Originalkarton sind meist teurer angeboten, verkaufen sich andererseits später auch besser und lassen sich darin eben auch gut aufbewahren.
Originalkarton für Lokomotiven:
Anfangs gab es von 1952-56 blaue Kartons mit Stülpdeckel, teilweise auch welche in orangebrauner Farbe. Ab 1957 gelber Karton mit Sichtfenster und loser Lasche mit Artikelnummer, Seitenfläche rot. Fehlende Lasche/deutliche Beschädigung/unleserliche bzw. falsche Kat.-Nr. als Bezeichnung bedeutet auch keine preisliche Berücksichtigung des Originalkartons!
Beispiel:
BR24, Artikelnummer 1350 von ca. 1958 mit komplettem Originalkarton, Seitenfläche rot
Originalkarton für Wagen:
Anfänglich graue Kartons mit Stülpdeckel. Erste Serie war teilweise (mit Ausnahme der D-Zugwagen und der Kesselwagen) auch in einem liegenden Karton mit Stülpdeckel ausgeliefert - dieser ist sehr selten mal angeboten und bringt in gutem Zustand auch leer schon € 50,-- in neuwertigem Zustand!
Ab 1957 waren die Kartons der Wagen ebenfalls gelb mit Sichtfenster und loser Lasche mit Artikelnummer, Seiteflächen grün. Fehlende Lasche bedeutet auch keine preisliche Berücksichtigung des Kartons!
Der Sammlertreff hofft, dass diese Angaben ihnen den Weg ein wenig ebnet, alte Fleischmann Modelle richtig einschätzen zu können. "Alt" bedeutet nun mal nicht automatisch "wertvoll" - andererseits können Sie mit ein wenig Kenntnis viele schöne Modelle günstig(er) erwerben, wenn sie nicht gezielt die größten Raritäten im neuwertigen Topzustand suchen! Nun viel Vergnügen beim Durchforsten des Katalogs.